Das Buch vom Brüderchen, Roman einer Ehe
Gustaf af Geijerstam
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Belletristik / Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Beschreibung
Excerpt: “Es war einmal ein Schriftsteller, der glücklich mit seiner Frau und seinen drei Kindern lebte. Er war so glücklich, daß er es selbst nicht begriff, und in all diesem schrieb er viele Bücher von dem Unglück der Menschen. Es war nicht die Liebe, in der sein höchstes Glück lag; auch bestand es nicht in der Vaterfreude, die er naiv als eine so natürliche Sache nahm, als könnten Eltern nie etwas anderes als Freude an ihren Kindern erleben; auch darin lag es nicht, daß der seltene Vogel, den man ungebrochene Jugend nennt, noch nach vieljähriger Ehe in seinem Hause in sicherem Neste saß. Sein höchstes Glück bestand darin, daß ihm niemals etwas Böses begegnet oder bekannt geworden war, das er nicht durch seine Kraft und Gesundheit überwinden zu können glaubte. Die Unglücksfälle, die aufzutauchen drohten, waren wie vorübergehende Wolken vom Horizonte verschwunden und hatten seinen Himmel nur noch reiner und freier gelassen. Wenigstens glaubte er so, und dieser Glaube war die Wirklichkeit, in der er lebte. Die Armut, gegen die er einen ununterbrochenen Kampf geführt, hatte er doch stets im Abstand zu halten vermocht. Es gab bloß einen Feind, mit dem er niemals seine Kräfte gemessen, und dieser Feind war der Tod. Vielleicht war es nicht das geringste Glück dieses Mannes zu nennen, daß er lange niemals ernstlich gefürchtet hatte, der Tod könnte ihn selbst oder die, die ihm am nächsten standen, treffen. In diesem Gefühl der Fülle des Daseins schrieb dieser Schriftsteller ein sommerhelles Buch, das von seinen eigenen zwei großen Jungen handelte, ihren Spielen und Vergnügungen, ihren Abenteuern und Mißgeschicken. Das Buch ward ein heiteres Spiel für ihn selbst, und wenn ich jetzt an diese Zeit zurückdenke, glaube ich es kaum fassen zu können, daß dieser Mann, von dem ich hier spreche, einmal ich selbst war."