Zeitkonstitution, Psychologie, Selbsterkenntnis – und Autofiktionalität?
Friedemann Drews
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Geisteswissenschaften, Kunst, Musik / Religion/Theologie
Beschreibung
Augustins Confessiones werden hier erstmalig als ein Text mit einem alternativen Deutungspotential für auch heute virulente Fragen und Probleme interpretiert. Gemäß dem Kirchenvater ist Zeit weder ›objektivistisch gegeben‹, noch ist ›Zeit‹ ein rein subjektivistisches Konstrukt. Vielmehr wird Zeit durch eine (äußere wie innere) Veränderungsprozesse in ihrer Einheit erfassende Erkenntnisinstanz (Seele) aktual konstituiert. Das Kritikpotential dieser Zeittheorie zeigt sich in ihrem Lösungsansatz für moderne Aporien, wie z.B. die vermeintliche Unvereinbarkeit von ›innerer Zeiterfahrung‹ und ›äußerer Zeit‹; zugleich ist Augustins Zeittheorie anschlussfähig an moderne Theorien (Relativitätstheorie). In literaturwissenschaftlicher Hinsicht unterlaufen die Confessiones gewohnte Unterscheidungen wie die zwischen Autor und Erzähler, zwischen Erzähler und Figur. Der ›Wahrheitswert‹ der Bekenntnisse bemisst sich nicht daran, wo Autofiktionalität aufhört und Autobiographie beginnt, sondern an dem Maß der Selbsterkenntnis, welches für die reflektierende Seele im Lichte einer sie transzendierenden absoluten Wahrheit möglich ist. Da für Augustinus Selbsterkenntnis abhängig ist von Gotteserkenntnis, mündet das Werk in den letzten Büchern in die Meditation über die Heilige Schrift der Christen.
Kundenbewertungen
Augustin, Selbsterkenntnis, Psychologie, Autofiktionalität, Zeitkonstitution, Confessiones