Außenpolitische Deutungshoheiten
Martin Schiller
Sozialwissenschaften, Recht, Wirtschaft / Kommunikationswissenschaft
Beschreibung
In welchem Verhältnis stehen nationale Außen- und Sicherheitspolitik und Medien im Fall einer internationalen Umbruchssituation? Dieser Frage geht Martin Schiller am Beispiel der Berichterstattung französischer und deutscher Qualitätsmedien zum sogenannten Arabischen Frühling 2011 nach. Den theoretischen Zugang bildet die Indexing-Forschung, die postuliert, dass sich Leitmedien insbesondere in außenpolitischen Belangen am Meinungsspektrum innerhalb der politischen Eliten orientieren. Im Kontrast dazu zeigen frühere Befunde, dass in Umbruchssituationen von regionaler oder globaler Tragweite ein als unumstößlich geltender Elitenkonsens von Medien wirkmächtig infrage gestellt werden kann.
Anhand eines innovativen „Indexing-Tendenz-Modells“ untersucht der Autor, wie sich mediale und politische Konstellationen im Vergleich zwischen Frankreich und Deutschland und im Kontext der Umbrüche in Tunesien, Ägypten und Libyen im Frühjahr 2011 ausgestalten. Es zeigt sich, dass die Orientierung von Medien am außenpolitischen Elitendiskurs wesentlich durch die spezifischen Kommunikationsressourcen der Akteure im jeweiligen politisch-medialen System bedingt sind. Außerdem entwickelt das spezifische Framing der MENA-Region ein gewisses Eigenleben. Der inhaltliche Gehalt dieser Deutungsmuster trägt wesentlich dazu bei, ob sich zwischen medialen Stimmen und politischen Entscheidungsträgern in Paris oder Berlin Konflikte oder Konsens in der Bewertung des Arabischen Frühlings einstellen.
Kundenbewertungen
Arabischer Frühling, Auslandsberichterstattung, Außen- und Sicherheitspolitik, Kommunikationswissenschaft, Framing, politische Kommunikation