Ahasver in Friedrich Dürrenmatts "Das Verbrechen"
Nel Oostendorp
Geisteswissenschaften, Kunst, Musik / Deutsche Sprachwissenschaft
Beschreibung
Studienarbeit aus dem Jahr 2024 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,0, Universität Bremen, Sprache: Deutsch, Abstract: Dürrenmatt greift in „Das Verbrechen“ das Motiv der schuldbehafteten Wanderung auf, indem er Gulliver, einen Überlebenden der Konzentrationslager, als zentrale Figur in seine Erzählung einführt. Die Frage, die sich in dieser Arbeit stellt, ist, inwiefern sich zwischen der literarischen Gestalt des Ahasver und Dürrenmatts Gulliver intertextuelle und figurale Parallelen erkennen lassen. Beide Figuren sind durch das Motiv des ewigen Exils und der moralischen Schuld geprägt, wenngleich sich ihre historische Einbettung und ihre spezifischen Handlungen deutlich unterscheiden. Der Ewige Jude steht in einem religiösen und mythologischen Kontext, während Gulliver die historischen Traumata des Holocausts verkörpert. Dennoch teilen sie die Bürde, moralische Instanzen zu sein, die durch ihre Existenz die Gesellschaft zur Reflexion anregen. Eine zentrale These dieser Arbeit ist, dass sowohl der Ewige Jude als auch Gulliver in ihrer jeweiligen Symbolik als Verkörperungen des menschlichen Ringens mit Schuld und Verantwortung betrachtet werden können. Dabei überschreiten beide Figuren ihre individuelle Geschichte und fungieren als Mahner. Die Unterschiede in ihrer moralischen Funktion, ihrer Darstellung als Täter und Opfer und die Art und Weise, wie sie sich mit ihrer Schuld auseinandersetzen, erlauben jedoch eine differenzierte Analyse. Diese Arbeit untersucht intertextuelle Bezüge, wie Dürrenmatt die Figur des Gulliver als moderne Adaption des Ahasver-Mythos interpretiert und welche literarischen und symbolischen Ebenen dadurch eröffnet werden. Um diese These zu untermauern, gliedert sich die Arbeit in mehrere Abschnitte. Zunächst wird der historische und literarische Kontext des Ewigen Juden dargestellt, gefolgt von einer detaillierten Analyse der Figur Gulliver in Dürrenmatts Erzählung. Anschließend erfolgt eine vergleichende Analyse der symbolischen und moralischen Funktionen beider Figuren, wobei sowohl die Motive des Exils und der Schuld als auch Unterschiede und Gemeinsamkeiten in ihrer Darstellung im Fokus stehen. Abschließend soll ein Fazit die Erkenntnisse dieser Arbeit zusammenfassen und zeigen, inwiefern Gulliver als literarische Figur das Erbe des Ahasver-Mythos in der modernen Literatur aufgreift und weiterführt.
Kundenbewertungen
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