Konstruktion von Wirklichkeit und Identitäten in internationalen Konflikten. Afghanistan als Fallbeispiel
Paul Killat
Sozialwissenschaften, Recht, Wirtschaft / Vergleichende und internationale Politikwissenschaft
Beschreibung
Essay aus dem Jahr 2022 im Fachbereich Politik - Thema: Internationale Beziehungen, Universität Stuttgart (Institut für Sozialwissenschaften), Veranstaltung: Einführung in die Internationalen Beziehungen, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Sozialkonstruktivismus untersucht, wie Wirklichkeiten durch soziale Interaktionen und Kommunikation geschaffen werden. Die Theorien von Peter L. Berger und Thomas Luckmann, insbesondere in ihrem Werk „Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit“ (1966), helfen, internationale Konflikte wie die westliche Intervention in Afghanistan zu verstehen. Sie argumentieren, dass Wirklichkeit nicht objektiv gegeben ist, sondern durch Handlungen und Kommunikation konstruiert wird. So stellt sich die Frage, inwiefern der Konflikt zwischen dem Westen und den Taliban als „gegebene“ Dualität oder als soziales Konstrukt betrachtet werden kann. Die westliche Intervention, die Demokratie und Sicherheit bringen sollte, scheiterte, was auf die Missachtung der kulturellen und sozialen Realitäten vor Ort hinweist. Ein zentraler Begriff im Sozialkonstruktivismus ist das intentionalistische Bewusstsein: Unsere Wahrnehmung und unser Handeln sind immer auf ein Ziel gerichtet. Die Frage, ob die westlichen Akteure ihre eigenen Ziele ohne Rücksicht auf die lokale Realität durchsetzen wollten, bleibt entscheidend. Ein weiteres Konzept von Berger und Luckmann ist, dass die Alltagswelt, in der wir leben, durch Kommunikation konstruiert wird. Auf internationaler Ebene bedeutet das, dass es nicht ausreicht, eigene Werte zu verbreiten – stattdessen sollte der Dialog zwischen verschiedenen Kulturen und Nationen im Mittelpunkt stehen. Nur so lässt sich langfristig ein friedlicheres Miteinander erreichen. Ein wichtiger Vertreter des Konstruktivismus ist Alexander Wendt. In „Anarchy is what states make of it“ (1992) betont er, dass internationale Beziehungen nicht nur durch Machtstrukturen bestimmt werden, sondern auch durch soziale Konstrukte und historische Prozesse. Für Wendt spielen internationale Organisationen wie die UNO eine Rolle, obwohl sie in der Praxis oft wenig Einfluss haben. Die Anwendung des Konstruktivismus auf Afghanistan zeigt, wie wichtig es ist, die sozialen und kulturellen Dynamiken in internationalen Beziehungen zu berücksichtigen. Das Scheitern der westlichen Intervention verdeutlicht, dass ohne ein tieferes Verständnis der sozialen Konstrukte eines Landes internationale Konflikte nicht erfolgreich gelöst werden können. Der Konstruktivismus bietet eine wertvolle Perspektive, um die Ursachen internationaler Konflikte zu verstehen und die Bedeutung von Kommunikation und Identität zu betonen.
Kundenbewertungen
Militärische Interventionen, Thomas Luckmann, Afghanistan-Konflikt, Alltagswelt, Kommunikation und Verhandlung, Nation-Building, Internationale Beziehungen, Kultur und Werte, Peter L. Berger, Machtpolitik, Sozialer Konstruktivismus, Westliche Interventionen, Identitätsbildung, Globalisierung und Verantwortung, Konfliktkonstruktion