Dürers Pelz und das Recht im Bild
Philipp Zitzlsperger
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Geisteswissenschaften, Kunst, Musik / Kunstgeschichte
Beschreibung
Dürers Selbstporträt in München ist nicht nur wegen seiner einmaligen Christusähnlichkeit eine Deutungsherausforderung. Auch die Kleidung und vor allem der Pelzkragen sind um 1500 für einen Nürnberger Maler ungewöhnlich. Dürers Marderpelz ist im Selbstporträt mit hohem Realitätsaufwand dargestellt und der Künstler selbst deutet mit seiner Hand darauf. Offensichtlich ist ihm der Pelz wichtig. Erstmals soll nun der Bedeutung der Pelzschaube in Dürers Selbstdarstellung nachgegangen werden. Die Untersuchung berücksichtigt einerseits schriftliche Quellen aus der Gattung der Kleidervorschriften und Luxusgesetze der Dürerzeit. Andererseits jedoch führt erst der kleiderkundliche Vergleich mit weiteren Bildquellen der Epoche zu Erkenntnissen, welche die differenzierte Bedeutung der Kleidung im Bild offenbaren. Die vorliegende Untersuchung erprobt eine Methode der Kunstgeschichte, die der Bildanalyse unter Heranziehung der Kleiderforschung neue Impulse geben soll. Dadurch kann der Nachweis geführt werden, dass die Datierung des Selbstporträts auf das Jahr 1500 revidiert werden muss. Darüber hinaus wird das Bild neu gedeutet. Während traditionell Dürers Imitatio Christi und die kunsttheoretische Reflexion des Künstlerstatus in seiner Selbstdarstellung gesehen wurde, erweitert die Pelzschaube als Insignie die inhaltliche Bedeutung entscheidend. Sie lenkt den Blick auf rechtshistorische Zusammenhänge, die Dürers Gemälde wie einen Kommentar zu den desolaten Rechtsverhältnissen seiner Zeit erscheinen lassen. Der Epilog des Buches baut schließlich auf den Erkenntnissen der exemplarischen Bildanalyse auf. Er ist gewissermaßen eine methodische Grundsatzerklärung für die interdisziplinäre, kleiderkundliche Kunstgeschichte. Es ist die Kleidung selbst, mit welcher in der Kulturgeschichte seit jeher ein visuelles System der Zeichen und Symbole entwickelt wurde, deren Wirkung und Normierung den Lebensalltag ebenso prägte wie das Bild bzw. die Skulptur. Auf die hohe Relevanz der Kleidung für den Lebensalltag, aber auch auf die künstlerische Praxis geben die Geschichte und Bedeutung der Mode und die schriftlichen Quellen zahlreiche Hinweise. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welcher Bedeutungsgrad der Kleidung im Bild zukommt. Spätestens seit Georg Simmels Aufsatz zur "Philosophie der Mode" von 1905 beschäftigen sich Soziologen und Historiker intensiv mit der kulturgeschichtlichen Bedeutung der Kleidung. Der Kunstgeschichte als Disziplin fehlt hierzu eine Methodendiskussion bis heute.
Rezensionen
"In einer gelungenen Synthese von kunst- und kostümhistorischer Analyse zu Deutung und Datierung des Selbstporträts, zeigt Zitzlsperger, dass Dürer Kleidung als Sprache bewusst in der Bildgestaltung einsetzte. [...] [Der Band] fasst die Probleme und Möglichkeiten des Fachs Kostümkunde und seiner Methodik profund zusammen und regt zum Weiterdenken und Forschen an." Silke Geppert in: Waffen- und Kostümkunde, 2/ 2010 "Kleider machen Leute […]. Es ist das Verdienst von Zitzlsperger, diesen oft vernachlässigten normativen Grundlagen der Kostümargumentation in der Kunst Beachtung zu schenken." Daniel Damler in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29. April .2009 "Dieses Buch ist nicht nur wegen des reichen Wissensfundus, aus dem der Autor schöpft, und wegen der dichten und schlüssigen Argumentation eine große Bereicherung, sondern nicht zuletzt dank der anspruchsvollen, aber gut lesbaren Sprache, in der es geschrieben ist. Es weist außerdem eine umfangreiche Bibliografie auf. Zitzlsperger benennt immer wieder offene Forschungsfragen für ein Thema, das gewichtiger ist, asl es zunächst den Anschein hat."